Möbelrestauration: Das müssen Sie wissen
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Wie restauriere ich alte Möbel?

« Kleiner Guide mit Tipps für Restaurationsanfänger »

Alte Holzmöbel passen nicht nur prima zum Landhaus. Es zählt ebenfalls zu den urbanen Wohntrends, moderne Einrichtungslinien mit nostalgischen Objekten zu kombinieren. Die Zeit ist demnach reif fürs Comeback der Erbstücke auf dem Dachboden. Die betagten Möbel zu restaurieren, ist für Anfänger nicht schwer. Die wichtigsten Voraussetzungen dafür sind ein guter Plan und etwas Geduld.

Nicht wertvoll, aber schön!

Kostbare Antiquitäten sollten Anfänger ebenso wenig restaurieren wie ambitionierte Heimwerker. Nur Profis haben dafür die benötigten Fachkenntnisse, geeigneten Werkzeuge und originalgetreuen Werkstoffe parat. Mit dem Landhausstil oder kontrastreichen Einrichtungsideen harmonieren aber auch alte Möbel ohne besonderen Wert. Erobert ein angestaubtes Schätzchen spontan ihr Herz, lohnt sich das handwerkliche Engagement.

Eine Frau restauriert einen Stuhl
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Für Anfänger ist Übereifer hinderlich. Stattdessen ist es ratsam, planvoll und schrittweise vorzugehen. Sehen Sie sich das Zeitzeugnis nicht nur sorgfältig an. Stellen Sie die Funktionalität beispielsweise beim Öffnen von Schranktüren und Schubladen auf die Probe. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn alte Möbel insgesamt fragil wirken. Oftmals hat sich nur der Leim stellenweise gelöst. Erscheint das Holz noch solide, steht der Verjüngungskur nichts im Weg.

Kleine Löcher in den Oberflächen können Indizien für Schädlinge sein. In diesem Fall werden alte Holzmöbel vom groben Schmutz befreit und beobachtet. Sammelt sich stellenweise frisches Holzmehl an, müssen die unerwünschten Mitbewohner bekämpft werden. Ansonsten ist das neuwertige Interieur ebenfalls gefährdet, wenn die restaurierte Antiquität ins Landhaus einzieht.

Erst die Funktionalität, dann die Ästhetik!

Falls Sie antike Möbel für die Handwerksarbeiten zerlegen möchten, sind einige Schnappschüsse vom ursprünglichen Zustand ratsam. Denn die korrekte Platzierung der Einzelteile gerät schnell in Vergessenheit. Sobald Sie alle notwendigen Hilfsmittel organisiert haben, starten Sie mit der Reparatur.

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Verleimen Sie beispielsweise lockere Stuhlbeine oder instabile Schubladen. Manchmal haben sich über die Jahrzehnte hinweg Fugen herausgebildet. Dann ist es praktisch, wenn passende Holzstücke zur Hand sind. Wenn Sie eine offenkundige Stelle damit ausbessern, sollte das eingefügte Material im Idealfall auch antik sein.

Derbe Schadstellen, an denen etwas vom Holz weggebrochen ist, sind kein Hindernis. Mit Holzmasse lässt sich das Manko beheben. Die modern formulierten Einkomponenten-Produkte überzeugen mit einer sehr guten Haftung und schrumpfen beim Trocknen kaum. Das kommt der laienhaften Anwendung entgegen. Bedenken Sie, dass alte Möbel häufig lasiert oder lackiert sind. Denn es ist sinnvoll, dass die Farbe der Masse zum naturbelassenen Holzton des Restaurationsobjekts passt.

Schutzmittel auftragen
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Naturmaterial geduldig hervorzaubern!

Experten erkennen mit ihrem geschulten Auge sofort, ob antike Holzmöbel massiv verarbeitet oder furniert sind. Gleiches gilt für die Holzart, die sich unter den Beschichtungen und Gebrauchsspuren verbirgt. Anfänger gelangen rund um diese materiellen Details oftmals nur zu Vermutungen. Das spielt aber eine untergeordnete Rolle. Eine graue Wachsschicht muss ebenso entfernt werden wie eine beschädigte Lackierung oder rissige Lasur. Da man früher dickere Furniere verwendete, spricht selten etwas gegen das Abtragen der obersten Materialschicht.

Demontieren Sie alle Beschläge. Danach empfiehlt sich der Griff zur Stahlwolle mit der Stärke 0, um die Flächen abzuschleifen. Das Zubehör ist für Laien vorteilhaft, weil es sich leicht kontrollieren lässt. Die Maserung gibt stets die Richtung vor. Etwas Sanftmut ist beim geschnitzten oder gedrechselten Dekor gefragt. Eine gröbere Wolle mit dem Grad 1 oder 2 kommt zum Zuge, wenn sich zum Beispiel der Altlack mit dem feinen Schleifutensil nicht entfernen lässt.

Stahlwolle - Grad 000

Geduld ist der beste Berater, wenn Sie erstmals Holzmöbel restaurieren. Beim langsamen Schliff ist die Gefahr gering, Unregelmäßigkeiten herbeizuführen oder zu viel Material abzutragen. Mit der Zeit stellt sich außerdem ein Gefühl dafür ein, wie viel Druck und Geschwindigkeit angemessen sind. Für diese Feinheiten der Restauration gibt es keine allgemeingültigen Tipps. Holzart, Holzversiegelung, Alter und Lagerung sind nur beispielhafte Faktoren, die sich auf den Schleifvorgang auswirken.

Weniger Perfektion, mehr antike Aura!

Möbel restaurieren, das ist für Anfänger eine abenteuerliche Reise mit unbekanntem Ziel. Die langwierigen Reparaturarbeiten und der Holzschliff zehren an der Motivation. Der Originalzustand legt gleichzeitig den Verdacht nahe, dass die geerbten Schätze nur zum biederen Landhausstil passen. Wer eine schicke Einrichtung bevorzugt, stellt das Projekt deshalb häufig ein oder entscheidet sich vorschnell für einen farbigen Lack.

Da früher dunkle Holzversiegelungen modern waren, ist das äußere Antlitz irreführend. Nach dem sorgfältigen Schiff offenbaren alte Holzmöbel meist ein Naturmaterial, das überraschend hell und schön gemasert ist. Das rechtfertigt nicht nur die aufwendige Restauration. Erst in dieser Phase lässt sich die Frage beantworten: Wie restauriere ich alte Möbel?

Hartwachsstangenkitt

Beim Materialabtrag stechen kleine Kerben oder Dellen ins Auge. Sie tragen dazu bei, dass das Fundstück antik wirkt. Wer diesen Eindruck bewahren möchte, beschränkt sich auf die notwendigen Feinarbeiten. Füllen Sie mit Wachsstangenkitt beispielsweise tiefe Rillen der Tischplatte auf, damit Gläser bei der Nutzung nicht umfallen. Über rein optische Gebrauchsspuren sehen Sie hinweg, um das nostalgische Charisma zu erhalten.

Veredelung passend zum Wohnstil

Grundieröl ist stets sinnvoll, um das Material tiefgreifend vor Umwelteinflüssen zu schützen. Die naturgegebene Schönheit des Holzes wird durch die Behandlung gleichzeitig angefeuert. Nach dem Auftrag lässt sich deshalb noch besser bewerten, ob der ursprüngliche Werkstoff mit Ihrem Landhausstil harmoniert. Vorteilhaft ist bei der Methode für den Holzschutz, dass Sie sich damit noch nicht auf eine kreative Veredelung festlegen.

Es ist geschickt, alte Holzmöbel in dieser Stufe der Restauration in die Einrichtung zu integrieren.

Nach wenigen Tagen stellen sich meist Ideen für die ästhetischen Details ein. Präsentieren sich die anderen Landhausmöbel beispielsweise im strahlenden Weiß, ist das urige Massivholz ein willkommener Kontrast. In diesem Fall empfiehlt sich eine Versiegelung mit transparentem Hartöl, um die Oberflächen für die Strapazen im Alltag zu wappnen. Gefällt Ihnen die Holzart nicht, spricht nichts gegen einen schrillen Farblack.

     Griff ohne Schlüsselloch

Während der Arbeit setzen Sie sich intensiv mit der Formsprache der historischen Zeitzeugnisse auseinander. Mit der gewählten Oberflächenveredelung unterstreichen oder relativieren Sie die Nostalgie. Wenn die alten Möbelgriffe keine Meisterwerke der Schmiedekunst sind, vollenden Sie die Verjüngungskur mit neuwertigem Zubehör. Wer seine Kommode zum Beispiel antik abrunden möchte, liebäugelt mit Kollektionen aus rostig patiniertem Messing. Glanzvoll vernickelte Bügelgriffe im Bauhausstil machen sich hingegen schick bei lackierten Möbeln mit geradlinigem Design.